Landesliga: Der Ausblick auf die Saison
20 Mannschaften, ein modifizierter Modus: Die Fußballer in der Landesliga Staffel 4 starten in eine schwer planbare Spielzeit. Eine Saisonprognose unseres Medienpartners ZOLLERN-ALB-KURIER.
Nach starken Leistungen in der vergangenen Runde mit 28 Punkten und 39:2 Toren erwartet die Konkurrenz den Ex-Verbandsligisten aus der Sportstadt wieder vorne. Der FC 07 nimmt die Favoritenrolle an. Trainer Alexander Eberhart tut sich aber schwer, den Aufstieg als Ziel aufzugeben.
„Die Mannschaft hat das Niveau dazu“, hebt der erfahrene Coach hervor, welcher mit den Blau-Weißen in seine siebte Saison geht. Die Staffel 4 sei trotz der langen Pause noch einmal stärker geworden, meint der 47-Jährige. Während Albstadt seinen Kader etwas ausgedünnt hat, präsentierten die Konkurrenten aus Riedlingen, Laupheim und Biberach hochkarätige, höherklassig erfahrene Neuzugänge.
Biberach rüstet prominent auf
Entsprechend klar formulieren diese Klubs ihre Ziele. „Co-Trainer Armin Hertenberger und ich wissen, dass die Mannschaft die Qualität hat, oben mitzuspielen – unter den ersten Fünf“, sagt Florian Treske, Spielertrainer des FV Biberach. Topfavorit auf den Meistertitel ist für ihn der FC 07 Albstadt (O-Ton Treske: „Der Kader ist top besetzt“). Ansonsten sieht er die TSG Balingen 2 („Eine sehr gute junge Mannschaft“) und Olympia Laupheim („Hat sich richtig gut verstärkt“) vorne.
Mit Andreas Maier (zuletzt Pfullingen) haben sich die Oberschwaben prominent aufgerüstet. Der Mittelfeldspieler ist einer von vier Neuzugängen bei den Olympioniken, die drei Spieler ziehen ließen. Stefan Wiest sieht sein Team allerdings nicht für schwächer als in der abgelaufenen annullierten Saison an. „Wir haben ja auch ein wenig mehr Erfahrung in den Beinen, auch wenn Corona uns schon mächtig zugesetzt hat“, erklärt der Laupheimer Übungsleiter. Seine Zielsetzung mit der Mannschaft ist klar formuliert: oben mitspielen. Auch Wiest erwartet Albstadt vorne, ebenso Biberach und die Kreisstädter, „aber auch Weiler und Riedlingen haben das Potenzial.“
Dabei startet der TSV Riedlingen in Biberach erst in seine zweite Landesliga-Runde seit dem Wiederaufstieg 2020. Ein bisschen dürfte es sich für die Rothosen anfühlen wie ein erstes Jahr, als sie die Staffel aufmischten und sich als einziger echter Verfolger von Branchenführer Albstadt herauskristallisiert haben. Der 1:2-Auftaktpleite in Balingen folgten vor Jahresfrist zehn Spiele ohne Niederlage mit neun Siegen und einem Remis. Diese Bilanz führte die Donaustädter bis auf Platz zwei. Bei Saisonabbruch waren sie punktgleich mit den Blau-Weißen, bei einem absolvierten Spiel mehr. Daran wollen die Riedlinger, welche sich mit Dominik Früh (früher Pfullingen) in der Offensive markant verstärkt haben, anknüpfen. „Vorne erwarte ich Albstadt, Biberach und Laupheim. Dahinter wird es fünf, sechs Mann-schaften geben, bei denen jeder jeden schlagen kann“, prognostiziert Hans Hermanutz. Es gelte zu dieser Phalanx der Mannschaft zu gehören, sich unter diesen fünf, sechs Klubs aufzuhalten, um am Ende die Qualifikation für die Playoffs der ersten zehn Mannschaften zu schaffen. „Ich glaube, es ist realistisch, wenn wir sagen, dass wir zur ersten Hälfte gehören wollen“, so der Riedlinger Trainer weiter.
Überraschende Trennung
Bereits vor dem ersten Punktspiel sorgte der TSV Nusplingen für einen Paukenschlag, trennte sich von Coach Michael Schnee. Der 43-Jährige hatte erst in der vergangenen Runde die Sisto-Nachfolge im Bäratal angetreten – absolvierte mit den Heubergern in der Vorsaison zehn Spiele (9 Punkte). Zum Ende der Vorbereitung auf die neue Spielzeit führten unterschiedliche Meinungen zu einem vorzeitigen Ende der Zusammenarbeit.
Niklas Zirn, Trainer des Bezirksliga-Teams SG Obernheim/Nusplingen 2, trägt interimsweise auch die Verantwortung für die erste Mannschaft. „Bis wir eine andere Lösung gefunden haben“, sagt Kenny Staiger, der Diskrepanzen zwischen Team und Trainer als Trennungsgrund anführt. Es habe in den vergangenen Wochen immer wieder Spannungsfelder und Meinungsverschiedenheiten gegeben, verrät der Fußball-Abteilungsleiter.
Nach der 1:11-Klatsche im württembergischen Verbandspokal gegen den SSV Ulm kam es zum finalen Bruch. Deshalb habe der Verein keine andere Möglichkeit gesehen, als einen Schlussstrich unter die Zusammenarbeit mit Schnee zu ziehen, betont Staiger. Für Schnee kam die Entscheidung „zum jetzigen Zeitpunkt überraschend“. Trotzdem wünsche er „den Spielern eine erfolgreiche Runde. Sie sind bestens vorbereitet und der Sprung unter die ersten Zehn ist möglich.“
Gegenüber der vergangenen Runde bleibt die Nusplinger Mannschaft en gros unverändert: Nur Andreas Mauch beendet seine aktive Laufbahn. Mit Michael Moser stieß vom Staffel-3-Landesligisten SV Zimmern o.R. ein arrivierter Akteur zu den Bäratalern hinzu.
Kleiner Kader, große Hypothek
Auch beim Aufstiegsaspiranten FC 07 Albstadt blieben markante Rochaden im Kader aus. Fünf Abgängen stehen drei Neuverpflichtungen gegenüber. Bewusst haben die Protagonisten neben dem Platz die Anzahl der Spieler reduziert: auf 19. Der kleine Kader wird bereits früh in dieser Saison nach mehreren verletzungsbedingten Ausfällen zum Problem für Alexander Eberhart. Unaufgeregt geht der frühere Regionalliga-Kicker mit der schwierigen Situation um, wohlwissend um die Albstädter Ansprüche.
Die Nullsiebener sehnen sich nach der Rückkehr ins württembergische Oberhaus. „Die Frage ist“, betont der A-Lizenzinhaber, „wie wir mit der Situation umgehen – mit dem erneuten Saisonabbruch klarkommen.“ Dass die vergangene Spielzeit pandemiebedingt abgebrochen werden musste, steht für ihn außer Frage, ebenso dass der Re-Start in der Landesliga erfolgen muss. Dennoch sei es nicht einfach, gesteht der erfahrene Übungsleiter ein, „nachdem die Mannschaft zwei Mal in Folge den Aufstieg verpasst hat.“ In der Saison 2019/20 scheiterte Albstadt aufgrund der Quotientenregel knapp. „Das macht etwas mit einem“, räumt der 47-Jährige ein, „zumal das vergangene Jahr unabhängig vom Sport für alle nicht einfach war.“
Im WFV-Pokal folgte der erste empfindliche Dämpfer für den FC 07. Mit 1:4 unterlag die Eberhart-Elf bei der TSG Balingen 2, welche in Runde eins die Olympioniken aus Laupheim mit 2:1 besiegt hatte.
Kann die TSG 2 oben angreifen?
Ist die Regionalliga-Reserve ein Kandidat für die Spitzengruppe? „Nach einer so langen Coronapause kann man nicht sagen, wer zu den Topteams in der Liga gehört. Ich glaube, da wird es einige Überraschungen geben. Wir müssen uns dieses Wort Topteam erst einmal hart erarbeiten. Ob wir es dann wirklich sind, zeigt sich im Laufe der Saison“, meint Denis Epstein, welcher bereits 2020 herausragende Arbeit in der Kreisstadt geleistet hat. Unter der Regie des Ex-Profis überzeugte die U 23: mit sieben Siegen und drei Unentschieden in zehn Partien. „Wir haben eine super Runde gespielt, keine Frage. Aber der Fokus liegt ganz klar wieder auf dem Ziel Klassenerhalt“, stellt der 35-Jährige klar. Dafür visiert Balingen 2 zunächst die Aufstiegsrunde an. „Alles darüber hinaus wird sich zeigen“, hält sich Epstein im Postulieren ehrgeiziger Ziele bewusst zurück, schließlich musste er einen gewaltigen Umbruch mit elf Zu- und fünf Abgängen bewältigen. In der vergangenen Spielzeit war Epstein selbst noch auf dem Feld aktiv. Das soll sich sukzessive ändern. „Ich werde mich immer mehr als Spieler zurückziehen, ich möchte keinem einen Platz wegnehmen. Die Spieler sollen sich weiterentwickeln; das geht aber nur mit Spielzeit“, betont der TSG 2-Kommandogeber, welcher mit seiner jungen Mannschaft heute zum Auftakt auf Weiler trifft.
Straßberg visiert Top Ten an
Die ersten Begegnungen werden auch für den TSV Straßberg richtungsweisend sein. Die Schmeien-Kicker drängen in die Aufstiegsrunde, um 2022 sorgenfrei zu sein. Der modifizierte Modus mit einer kompletten Hinserie sowie einer Auf- und Abstiegsrunde macht es möglich. Bereits Mitte März könnten die Straßberger einen Haken hinter die Saison machen. Dafür muss das Team von Joachim Koch allerdings die Top Ten erreichen. „Das ist schon eine harte Aufgabe“, meint der erfahrene Übungsleiter, „für mich sind vier, fünf Teams für die Aufstiegsrunde eigentlich gesetzt. Um die weiteren Plätze kämpfen zehn oder mehr Mannschaften.“ Mit dabei: Straßberg, das sich nach dem Wiederaufstieg zweifelsohne etabliert hat. Auch nach dem Ende der Pfaff-Ära lieferte das Team um die verbandsligaerfahrenen Kleiner-Brüder in der Vorsaison sehr konstant: mit sieben Siegen aus zehn Spielen. An siebter Stelle reihte sich der TSV zum Zeitpunkt des des Abbruchs ein. „Es geht wieder bei null los“, weiß der 54-Jährige, „wir müssen uns jeden Punkt hart erarbeiten.“ Das erste Ziel sei, über die komplette Runde gesehen, der Nicht-Abstieg, betont Koch, „dass wir am Ende über dem Strich stehen. Das zweite Ziel, das wir verfolgen, ist, dass wir uns nach Ende der Hinserie in der ersten Hälfte der Tabelle platzieren. Wenn wir da reinkommen, haben wir eine Restrunde, in der wir sorgenfrei spielen können.“
Hack tritt Lenhart-Nachfolge an
Während Straßberg ein Kandidat für Top Ten ist, ordnet sich der SV Heinstetten wohl in der unteren Tabellenhälfte ein. Nach einer langen Schaffenspause kehrt Oliver Hack auf die Trainerbank zurück, tritt auf dem Großen Heuberg die Nachfolge von Mario Lenhart an. „Nach einer gewissen Zeit, in der meine Familie und meine Fußballschule im Vordergrund standen, verspürte ich wieder richtig Lust auf Wettkampf und ambitionierten Fußball“, verrät der frühere Verbandsliga-Kicker. Er fügt hinzu: „Die Anfrage aus Heinstetten weckte sofort mein Interesse, da ich den Verein und sein Umfeld gut kannte.“ Dass die Landesliga kein Selbstläufer wird, weiß der Sportwissenschaftler. In der Vorbereitung arbeitete er an der körperlichen Verfassung seiner Truppe, „um konkurrenzfähig zu sein“, wie es Hack formuliert. Weitere Schwerpunkte: Handlungsschnelligkeit und die Defensivarbeit. In der vergangenen Runde stellte der SVH (29 Gegentore) neben Schlusslicht Kehlen (28) und Weingarten (32) die schwächste Abwehr der Liga. Auch spielerisch sieht Hack noch Luft nach oben, „daran arbeiten wir, dieses Defizit wollen wir aber durch unseren Einsatz und Teamgeist wettmachen.“
Trillfingen setzt auf Kontinuität
Auch der TSV Trillfingen will mit einem starken Kollektiv den Klassenerhalt schaffen. „Wir haben vergangenes Jahr ein paar Spiele unnötig verloren und wollen dies in der neuen Spielzeit unbedingt besser machen. Wir arbeiten hart für unser Ziel und das ist für einen Verein wie uns der Klassenerhalt“, erklärt Dennis Söll. Er ergänzt: „Für uns ist die Landesliga immer noch ein Abenteuer und für einen Dorfverein, wie wir es sind, ein Riesenerlebnis.“ Dabei setzen die Felsenstädter auf eine eingespielte Truppe. Einzig Marc Schmid (Wachendorf) ist neu. Angesprochen auf den neuen Modus ist TSV-Coach Söll zufrieden: „Es ist die richtige Entscheidung mit diesem Spielplan in die neue Runde zugehen. Falls es doch wieder zu einem Abbruch kommen sollte, hat man einfach mehr Raum, um zu planen. Zudem werden nach dem Aufteilen der Liga im zweiten Saisonabschnitt die Spiele sicher interessanter, da sich die meisten Teams auf Augenhöhe begegnen werden.“