Nachwuchs: Im Gespräch mit Henry Seeger
Seit November 2020 ist Henry bei der TSG zu Gange und er deckt im Zuge der Professionalisierung unter anderem den Bereich der „TSG-Akademie“ – in Ansätzen vergleichbar mit dem Nachwuchsleistungszentrum eines Profiklubs – ab.
Mit der Installation eines hauptamtlichen Jugendkoordinators stellte die TSG Balingen einst die Weichen für die Gegenwart. Mann der ersten Stunde war 2008 Nico Willig, zwischenzeitlich Bundesligatrainer beim VfB Stuttgart und nach wie vor U 19-Kommandogeber beim Verein mit dem roten Brustring.
In der Folge gaben sich viele die Klinke in die Hand, die Position wurde sogar kurzzeitig auf Eis gelegt – ehe eben mit Henry Seeger ein neuer Jugendkoordinator engagiert wurde.
Henry Seeger wechselte einst vom SV Wittendorf in die B-Jugend der TSG Balingen, verdiente sich dort auch im Aktivenbereich erste Sporen, kehrte dann aber wieder zu seinem Heimatverein zurück – und nun eben auch wieder zur TSG.
Nach erfolgreich abgeschlossenem Bachelor-Studium BWL mit Schwerpunkt Sportmanagement war es für den ehemaligen Jugendspieler der TSG eine Chance, sich im Rahmen eines dualen Masterstudiums in Balingen anzuheuern. Ohnehin war der Kontakt zwischen ihm und den Verantwortlichen der TSG nie abgerissen.
Ein typischer Arbeitstag beginnt für ihn mit ein, zwei Stunden Lernen – sein Masterstudium in BWL macht der 23-Jährige berufsbegleitend als Fernstudium. Gegen 9.30 Uhr geht es ins Büro. Seinen Arbeitsplatz hat er in der Geschäftsstelle in der Bizerba-Arena. E-Mails werden abgearbeitet, der telefonische Kontakt ist genauso wichtig wie anstehende Meetings. Auch Anfragen für Probetrainings landen bei ihm.
Seit seinem Dienstantritt hat er viele Gespräche mit Trainern, Spielern und Verantwortlichen geführt. „Erstmal denkt man, es ist kaum was zu tun wegen der Corona-Situation, weil ja kein Trainings- und Spielbetrieb im Jugendbereich ist, aber das ist nicht so. Ich habe gerade sehr viel mit der Planung gerade auch im Hinblick auf die ‚Vision 2030‘ zu tun“, so Seeger. Neue Projekte werden angestoßen. Eingeführt werden sollen auch Trainerworkshops beziehungsweise Trainerfortbildungen, die intern zu bestimmten Themen stattfinden sollen.
Die „TSG-Akademie“ wiederum ist eine Idee, die sehr rasch realisiert werden soll. „Ähnlich wie bei einem Nachwuchsleistungszentrum soll die ‚TSG-Akademie‘ die Punkte Leistungsfußball, Fußballschule, die Fußballcamps aber auch Themen wie Bildung und Soziales und Wertevermittlung zusammenführen“, so Seeger. „Das wollen wir alles in ein Paket packen.“ Ziel des Vereins ist es, eine Plattform zu schaffen, in welcher die Jugendspieler von den Bambinis bis in die erste Mannschaft eine umfassende und nachhaltige Ausbildungskonzeption durchlaufen.
Henry, als Jugendkoordinator fällt dir die große Aufgabe zu, eines, wenn nicht gar das zentrale Vereinsziel zu forcieren. Welche Aufgaben hast du?
Die Nachwuchsarbeit ist eines der wichtigsten Themen im Verein. Umso mehr freut es mich, diese Aufgabe als Jugendkoordinator angehen zu dürfen. In meinen Aufgabenbereich fallen viele verschiedene Bereiche. Zum Beispiel bin ich Ansprechperson für Spieler, Trainer & Eltern bezüglich Themen rund um den Nachwuchsbereich, ich kümmere mich um die Fort- und Weiterbildung unserer Jugendtrainer, führe Trainer-/Spielergespräche, begebe mich auf Trainersuche, führe Strukturen/Regelungen in der Nachwuchsarbeit ein, wir veranstalten Feriencamps, Trainerwochenenden, ich unterstütze in der Kaderplanung, lebe die Schul- und Vereinskooperationen, kümmere mich auch um Socialmedia/Öffentlichkeitsarbeit und erledige allfallende Aufgaben auf der Geschäftsstelle.
Wie verliefen die ersten Monate im Amt?
Es hat ein wenig gedauert in verschiedene Themen hineinzukommen, da alles Neuland für mich war und teilweise auch jetzt noch ist. Dennoch hatte ich einen sehr guten Start und bin immer besser in die Rolle des Jugendkoordinator hineingewachsen.
Wo muss nachjustiert werden – was läuft aktuell bereits gut?
Wir haben sehr gute und engagierte Jugendtrainer und hervorragende Nachwuchsspieler in unseren Reihen. Die Kommunikation hat sich mittlerweile sehr gut zum Positiven entwickelt. Was noch fehlt sind klare Strukturen in der Nachwuchsarbeit wie was gemacht wird. Darauf werden wir uns in nächster Zeit konzentrieren.
Gibt es konkrete sportliche Ziele für die neue Saison?
Wir wollen mit der U14, U15, U16, U18 und U19 eine Liga höher. Das ist aber kein Ziel, das jetzt sofort in der kommenden Saison erfüllt werden muss. Aber in naher Zukunft wollen wir mit diesen Mannschaften hoch und die U17 natürlich in der Oberliga etablieren. In allen Jugenden wollen wir unseren Nachwuchsspielern eine bestmögliche Ausbildung und Betreuung gewährleisten.
Wie ist der Zuspruch allgemein: Melden sich weit mehr Kinder und Jugendliche als man aufnehmen und fördern kann?
Ja, die Kader stehen nun bei den meisten unserer U-Teams und es gibt weiterhin Anfragen für Probetrainings. Leider mussten wir daher vielen Jugendlichen absagen.
Welche Rolle spielen die Camps? Wann sind die nächsten Termine?
Die Camps sind eine sehr gute Möglichkeit für Jugendspieler, die nicht bei der TSG Balingen spielen, sich zu zeigen und vor allem die TSG kennenzulernen. Dennoch geht es in erster Linie darum, dass die Kids auch in den Ferien an einen Ball schlagen können. Das nächste Camp ist das Sommercamp, welches vom 17.08.21-20.08.21 stattfindet.
Wie können Nachwuchs- und Aktivenbereich noch enger verzahnt werden?
Durch einen regen Austausch (Aktivetrainer und Jugendtrainer) über Talente, aus dem Nachwuchsbereich. Wie können wir diese bestmöglich fördern? Durch Veranstaltungen, bei denen Aktive- wie auch Jugendspieler anwesend sind (etwa Feriencamps). Durch die höhere Anwesenheit von Jugendspielern bei Spielen der ersten Mannschaft und auch andersrum. Anhand von talentierten Jugendspielern, denen wir die Möglichkeit geben, bei den Aktiven zu trainieren, um sie somit an den Aktiven-Bereich heranzuführen.
Wie eng ist der Austausch innerhalb der Jugendtrainergruppe und künftig mit Denis Epstein?
Der Austausch innerhalb der Jugendtrainergruppe ist gerade durch Veranstaltungen wie das Trainerwochenende und die monatlichen Trainermeetings sehr gut. Gleichzeitig ist mit Denis Epstein eine weitere kompetente Ansprechperson für die oberen Jugenden dazugekommen.
Du bist auch Spieler der U 23. Wie lässt sich diese Doppelaufgabe im Alltag vereinbaren?
Natürlich bleibt durch diese Doppelaufgabe an vielen Tagen nur wenig Zeit für Freizeit. An Trainingstagen geht es oftmals vom Büro direkt in die Umkleidekabine. Dennoch ist der Fußball meine Leidenschaft und meine Methode auch mal abzuschalten. Ich freue mich jedenfalls auf beide Aufgaben.